#251 von
Peter Lienau
(
gelöscht
)
, 10.04.2017 00:16
Für meinen Geschmack muss ich mich wieder viel zu weit aus dem Fenster lehnen - aber sei es drum. Nehmen wir den Text doch mal unter die Lupe:
Zitat"...Diese kosten- und gewichtssparende Gestaltung findet man auf kleineren Einheiten wie Torpedobooten oder Minensuchern auf allen Decks, aber auch auf größeren Schiffen bei den kleinen, nicht ständig benutzten Decksflächen wie z.B. Scheinwerferplattformen oder den Dächern kleinerer Deckshäuser. ... Für die Abgrenzung gilt, dass alle zum regelmäßigen Betreten bestimmten Bereiche dunkelgrau, nicht begehbare Bereiche dagegen schwarz gestrichen wurden. Aus diesem Grunde waren übrigens auch die Trittstufen der Leitern und Niedergänge dunkelgrau ..."
In loser Folge meine Einschätzunge dazu:
Diese Geschichte mit der "Gewichtseinsparung" ist mir in keinem Schriftstück untergekommen. Alles macht dort eher den Eindruck, dass die Bauausführung auf Zweckmäßigkeit hin ausgelegt ist. Es ist gewichtsmäßig in meinen Augen auch völlig zu vernachlässigen, ob auf einem Torpedoboot auf dem Oberdeck 3,6 mm starkes Linoleum aufgeklebt und mit Messingschienen gefasst wird, oder ob der obligatorische mehrfache Anstrich mit Teerfarbe (gemischt mit Sand und Zement) aufgebracht wird. Die Dicke ist beim Teeranstrich ähnlich (soweit man das von Fotos her sagen kann) - es wirkt wie Gussasphalt. Neben der Rutschsicherheit dient dieser Anstrich der Konservierung des Stahls, was eher von Belang sein dürfte.
Bei den Minensuchern ist das achtere Arbeitsdeck m. W. als Verschleißschutz mit Holzplanken belegt. Der Rest wo "nur" gelaufen wird, kann den üblichen Anstrich mit Teerfirnis/Sand/Zement bekommen.
Mir ist auch noch nicht begegnet, dass man die Decks- / Dachflächen abhängig von der Benutzungs- / Begehungs-Häufigkeit mal grau oder schwarz streicht. In meinen Augen ist diese Auslegung nicht zu halten. Logisch würde mir aber erscheinen, dass bei Flächen, die ursprünglich in beschriebener Art schwarz gestrichen werden (siehe oben), sich nach gewisser Zeit im Zuge der "Benutzung" farblich verändern. Da wo viel gelaufen wird, bleibt auch Schmutz hängen, der lässt besonders bei flachen Blickwinkeln die Flächen heller wirken als jene, die nahezu unberührt bleiben.
Dass die Trittstufen "aus dem gleichen Grunde" dunkelgrau seien, ist so also nicht zu halten. In der Bauvorschrift für die spätere SEYDLITZ steht zu lesen:
S II Gruppe 5 Treppen .... Die Stufen sind mit Linoleum und messingenen Trittleisten zu belegen.
Das lässt sich anhand von Fotos der SEYDLITZ belegen, ebenso für die NÜRNBERG und selbst G 102.
Thank you all for this input and for this very interesting discussion, Do not know if i gone change the color of the compass stand, think i need to make much damage to get it good,
below a picture of the "hangemattkasten" from the top, there i see clearly the brass strips, witch belong to a linoleum deck (in some models i see them painted dark grey, linoleum, and yellow But also the compass platform does not see dark grey to me ?!
Ich an deiner Stelle würde die Plattform so lassen wie sie ist.Niemand kann dir beweisen das sie mit Holz oder Linoleum belegt,grau,schwarz oder pink getrichen war.
Auf meinem Rechner befinden sich hunderte von Fotos hervorragender Modelle,Modelle die sich im IMMH stehen. Sei sicher,auch bei denen gibt es ungereimtheiten,wie z.B.weiße Holzdecks
Für mich und meine Modelle war bisher immer die Logik entscheidend obwohl sie nicht immer richtig gewesen sein muß.Wichtig ist das alles gut und stimmig aussieht.
Wir alle wissen das nach jeder Seereise,neue Erkenntnisse bezüglich Technik,Handhabung,Wartung ect.auftraten.Wenn sich irgend etwas in der Praxis als untauglich oder Verbesserungswürdig erwies,hat sich der Kapitän sicher an die Werft mit der Bitte um Änderung gewand.Hättest du doch auch getan,oder?Das ist auch ein Grund warum auf vielen Fotos Details fehlen, hinzu gekommen sind oder ganz anders aussahen.
Wenn mir jemand sagt,das und das an meinem Modell ist falsch oder hat ganz anders ausgesehen hat, sage ich immer: Das ist der Bauzustand vom 30.02.1903 um 13:40 Uhr
So schön es ist, wenn unser "SchiffsModell - Extra"-Heft auch heute noch gelesen wird - Peter Lienau hat natürlich Recht, dass es dem Kenntnisstand der damaligen Verfasser vor mehr als 15 Jahren entspricht. Zudem waren die Verfasser vorwiegend Modellbauer, die sich zwar mit den von ihnen behandelten Themen schon in Interesse einer möglichst richtigen Darstellung auf ihren eigenen Modellen im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten intensiv befasst hatten, aber keineswegs alle regelmäßige Gäste im Bundesarchiv waren. Natürlich gibt es inzwischen neuere Erkenntnisse. So würde ich den Satz, dass nach Kriegsausbruch kein Linoleum mehr als Decksbelag verwendet worden sei, heute ganz sicher nicht mehr schreiben. Es gibt zwar Hinweise darauf, dass man es unmittelbar nach Kriegsausbruch vielfach entfernt hat, deswegen hat z. B. der leider inzwischen verstorbene Karl-Heinz Neumann, der als erfahrender Modellbauer mit Zugriff auf marineinterne Unterlagen in der Anfangszeit der Interessengemeinschaft eine große Rolle gespielt hat, sein hervorragendes "Lützow"-Modell, das heute in der Marineschule Mürwik ausgestellt ist, ganz ohne Linoleum nur mit dunkelgrauen Stahldecks (neben den Holzdecks natürlich) dargestellt. Es hat sich aber dann offenbar doch gezeigt, dass es vorteilhafter war, es beizubehalten. Es gibt z. B. Fotos von einem Schiff der "König"-Klasse mir Trefferschäden nach der Skagerrakschlacht, auf denen man klar sehen kann, dass sogar das Dach des Kartenhauses oder Funkraumes auf dem Brückenaufbau zu dieser Zeit mit Linoleum belegt war, also ein Bereich, auf dem nicht gerade viel herumzulaufen war. Selbst "Hindenburg", 1917 in Dienst gestellt, hatte noch Linoleumbelag auf der Brücke. Und auch ich kenne inzwischen zumindest eine Bauvorschrift, die explizit für alle nicht mit Holz belegten Decks mit Ausnahme der Scheinwerferbrücken Linoleum vorschrieb.
Insofern kann ich mich nur Fuzzy anschließen: Was genau bei einem bestimmten Schiff zu einem bestimmten Zeitpunkt richtig war, kann man nur in den seltenen Fällen eindeutiger Fotos sagen. Letztlich muss es jeder so machen, wie er es für plausibel hält - und damit leben, dass er vielleicht in 15 Jahren erkennt, dass es doch anders war.
#256 von
Peter Lienau
(
gelöscht
)
, 10.04.2017 12:10
ZitatUnd auch ich kenne inzwischen zumindest eine Bauvorschrift, die explizit für alle nicht mit Holz belegten Decks mit Ausnahme der Scheinwerferbrücken Linoleum vorschrieb.
Hallo Ralph,
und ausgerechnet bei der SEYDLITZ ist in der Bauvorschrift davon die Rede, dass die Scheinwerferplattformen mit 3,6 mm Linoleum zu belegen sind. Wird im Schriftsatz nicht widersprochen, dann gilt das vorher behauptete... :-)
Zitat von Boris279 im Beitrag #252below a picture of the "hangemattkasten" from the top, there i see clearly the brass strips, witch belong to a linoleum deck
@ Martin: Those expensive onboard eBay pics linked a few weeks ago (summer 1910, Emden underway to Tsingtao) showed a bright colour instead of linoleum or brass on the top the hangemattenkästen so at least for them I'd use white or overseas yellow for your model in contemporary overseas colours ...
die von mir angeführte Bauvorschrift galt für "Blücher". Aber es war eben immer wieder anders. So war ausweislich von Fotos bei "Fürst Bismarck" die Laufbrücke von der Back zur Hütte mit Linoleum belegt, während sie bei "Freya" aus Gitterrost oder Lochblech bestand, jedenfalls Löcher (wohl zum Ablaufen von Wasser) hatte und daher sicher keinen Linoleumbelag. Es gab sicher einzelne Decksflächen auf den großen Schiffen (und noch viel mehr bei den kleineren Einheiten), die keinen besonderen Belag hatten, und dafür gab es dann eine dunkelgraue Farbe - wie später bei der Kriegsmarine auch. Außerdem gab es horizontale Flächen, die nicht zum Betreten bestimmt waren, und die nur deshalb dunkel gestrichen wurden, weil die übliche hellgraue Farbe bei Sonnenschein zu stark reflektiert hätte, sodass das Personal, das durch Sichtschlitze im Kommandostand oder durch Okulare der Messgeräte sehen musste, u. U. geblendet worden wäre. Das betraf die Decken der schweren Geschütztürme und der Kommandostände. Dafür benutzte man anfangs wahrscheinlich auch dunkelgraue Farbe. Ich gehe inzwischen davon aus, dass Schwarz erst dafür in Gebrauch kam, als Ende 1915/Anfang 1916 die weißen Ringe auf den Turmdecken als Fliegererkennungszeichen eingeführt wurden. Da dürfte man dann Schwarz verwendet haben, um einen möglichst starken Kontrast zum weißen Ring zu erreichen. Auch dieses Schwarz wird aber nach kurzer Zeit unter Witterungseinflüssen wieder eher dunkelgrau ausgesehen haben. Letztlich bleibt es dabei, dass man immer nur versuchen kann, sich dem historisch richtigen Zustand möglichst plausibel anzunähern - es sei denn, man hat ein Original-Farbfoto, und das dürfte es von den kaiserlichen Schiffen wohl leider kaum geben (obwohl das so selbstverständlich auch nicht ist, denn es gibt ja durchaus schon Farbaufnahmen aus dieser Zeit).
da ist einiges an Farben zu sehen , welches aus der Zeit stammt . Beim Nachbau von meinem Modell SMS Markgraf , da habe ich immer wieder das alte Modell im DM München angeschaut und viele Fotos angefertigt . Die Farben sind zwar sehr verblichen , aber man konnte noch vieles vom Modell erkennen . Auch die Gemälde von Claus Bergen zeigen den Anstrich gut . Gruss jürgen
Nochmal SMS Emden u. Linoleum (amtl. Akten, zitiert nach Lochner S. 420 ff.):
"(Im Übrigen) hatten Back, Hütte, Oberdeck, Zwischendeck und die Plattformen (!) Stahlbeplattung mit Linoleumbelag". Resümee: Plattformen also mit Linoleum Abdeckungen der Hängemattenkästen demgegenüber zumindest bis einschl. 1910 ohne Linoleumbelag.
Zerknirscht stelle ich wieder mal fest: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil...
Sorry, man sollte doch erst zu Hause nachsehen und dann posten: Auch die Bauvorschrift für "Blücher" sah auf allen nicht mit Holz belegten Decks Linoleum vor. Das mit der Ausnahme für die Scheinwerferbrücken muss ich anderswo gelesen haben. Und der Laufgang auf "Freya" mit dem durchlöcherten Boden war nicht die Laufbrücke zwischen Back und Hütte, sondern nur ein wohl weniger benutzter Laufgang zu den außen auf den Barrings stehenden Booten. Also - und ich denke schon, dass das auch zum Thema dieses Bauberichts und zu Martins Frage gehört: aus meiner heutigen Kenntnis würde ich auch überall, wo kein Holz war, Linoleum als Decksbelag annehmen.
Stimmt,besonders dann wenn er Vorschriften ohne Erscheinungsdatum zitiert.Interssant wäre auch zu Erfahren wo diese Akten einsehbar sind
... Danke für diesen sicherlich gut gemeinten Hinweis! ;-) Bei Lochner ist im Anhang 4 (Literatur- und Quellenverzeichnis) S. 466 ff. eine numerische Auflistung von drei Bauakten aus dem Freiburger Bundesarchiv enthalten (Zeitraum 1905 bis 1914); es wird jedoch keine Zuordnung zwischen einer bestimmten Akte und der og. Linoleumfundstelle vorgenommen. Sei's drum: Es handelt sich um die Akten RM 3/ 862 ff.
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Was es alles so gab.
10 Pf. Schiffsgeld SMS Emden ca. 1905 Kolonien / China / Kiautschou ss-vz
Ihren Stützpunkt Tsingtao (China) erreichte die SMS Emden am 17. September 1910. Von Januar bis März 1911 war der Kreuzer an der Niederschlagung des Aufstandes der Sokehs beteiligt. Dann folgte eine erste Überholung in der Werft von Tsingtao.
No Boris is still here !!! and checking this side daily, but due to some family matters in a positive way, (my daughter decided after 17 years not seeing her, (she is now 18 ) to live here on Curacao) So that keeps me a bit busy these days, and building is a bit on a low, But today i found and purchased something that i like a lot, and has of course to do with this great hobby !!
Das Gemälde ist insofern interessant, als es in der Bildmitte einen Panzerkreuzer der Klasse "Prinz Adalbert"/"Friedrich Carl" (3 Schornsteine und 2 Gefechtsmasten, das kann keine andere Klasse sein) im weiß-gelben Anstrich zeigt. Wir hatten das Thema ja neulich, von "Friedrich Carl" gibt es keine Fotos, aber eben zumindest eine Bilddarstellung von Stöwer mit diesem Anstrich und jetzt dieses Gemälde. Leider ist nicht zu erkennen, von wem es stammt, es waren ja nicht alle Marinemaler gleichermaßen mit den wirklichen Verhältnissen bei der Kaiserlichen Marine vertraut.
Erfreulich etwas von dir zu hören Boris. Ich hatte befürchtet das die Geschehnisse in Venezuela etwas mit dem Baustopp deiner Emden zu tun haben könnte.